Six Sigma – auch eine Problemlösungstechnik für KMU
Six Sigma als Qualitätsmanagement-Konzept ist heute aus vielen Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Wie eine weltweite Studie der American Society for Quality aus dem Jahr 2016 gezeigt hat, lassen 35% der befragten Unternehmen ihre Mitarbeiter aus qualitätsrelevanten Bereichen in der Six Sigma Methodik trainieren. Allerdings ist hierbei ein deutliches Gefälle entlang der Unternehmensgröße erkennbar: Während 63% der Großunternehmen ihre Mitarbeiter in Six Sigma ausbilden, sind es bei mittelgroßen Unternehmen 27% und bei kleinen Unternehmen nur 16%. Daher stellt sich die Frage: Ist Six Sigma auch für kleine und mittelständige Unternehmen geeignet?
Wie unsere langjährigen Erfahrungen zeigen, sind KMU genauso auf wirksame Problemlösungs-techniken angewiesen wie große Konzerne. Denn die Komplexität der Problemstellung im Unternehmen ist nicht primär von der Unternehmensgröße abhängig, sondern vielmehr vom Entwicklungsniveau der Prozesse und des Qualitätsmanagements. Sind KVP-Initiativen bereits weit vorangeschritten, gibt es nicht mehr so viele „tiefhängende Früchte“, die von den Mitarbeitern mit einfachen Qualitätswerkzeugen wie 8D-Reports erreicht werden können. Dann braucht es eine systematische Vorgehensweise, die mit Hilfe von Zahlen und statistischen Auswertungen ein tieferes Verständnis eines Prozesses oder einer Anlage liefert. Hier ist also Six Sigma gefragt.
Während die Methodik hinter Six Sigma auch bei KMU wirksam ist, muss die organisatorische Einbettung angepasst werden. So existiert hier keine klassische gestufte Six Sigma Organisation mit Champions, Master Black Belts, Black Belts und Green Belts. Vielmehr gibt es meist nur wenige „Einzelkämpfer“, die Six Sigma-Kenntnisse aufweisen. Idealerweise sind sie als Stabstelle der Geschäftsführung zugeordnet oder üben die Funktion als interner Berater aus – häufig begleitend zu anderen Aufgaben. Im schlechtesten Fall ist im Unternehmen nicht bekannt, wer über Six Sigma Wissen verfügt und es bleibt der Motivation und Überzeugung der einzelnen Mitarbeiter überlassen, ob und wann sie den DMAIC-Zyklus zur Problemlösung einsetzt.Gerade in kleinen Unternehmen muss die Geschäftsführung daher verstärkt auf die Nutzung dieses Potenzials achten.
Doch was macht Six Sigma in KMU erfolgreich? Folgende zehn zentrale Erfolgsfaktoren konnten wir in unseren Projekten erkennen – die nicht nur für KMU gelten:
- Die Geschäftsführung muss sich um Six Sigma kümmern – oder einen angesehenen Kümmerer überzeugen und benennen, den nur ein Top-down-Ansatz macht Six Sigma erfolgreich.
- Nicht der Six Sigma Problemlösungszyklus DMAIC muss in KMU verschlangt werden, sondern die Six Sigma Organisation. Die einzelnen Akteure müssen dabei mehr Aufgaben übernehmen und Eigeninitiative aufbringen.
- Die Gründe für den Einsatz/ die Einführung von Six Sigma müssen erklären werden – und zwar bevor Gerüchte entstehen. Im Mittelstand ist die amerikanische Methode häufig noch mit Vorurteilen belegt, da konkrete Erfolgserlebnisse noch fehlen.
- Die Six Sigma Methodik muss den Mitarbeitern praxisnah aufgezeigt werden – anstatt ein Impression Management zu veranstalten, also Teamwork statt sich selbst zu profilieren.
- Six Sigma stammt aus Amerika und weißt viele Anglizismen auf – vermeiden Sie diese. Es gibt immer auch einen deutschen Fachbegriff, der eingesetzt werden kann.
- Die Anzahl an gleichzeitig bearbeiteten Projekten sollte gering sein – lieber weniger Projekte durchführen und diese dann erfolgreich abschließen. Anderenfalls sind kleine Unternehmen durch zu viele parallele Projekte schnell überlastet.
- Ein sauberes Projektmanagement macht Six Sigma Projekte erfolgreich – die Mentalität „einfach losmachen“ gefährdet hingegen den Projekterfolg.
- Nutzen Sie so viel Statistik wie nötig – und nicht so viel wie möglich. Dabei soll die Statistik Entscheidungen herbeiführen und absichern, nicht „vernebeln“.
- Veranschaulichen Sie die Sachverhalte den Mitarbeitern (im Projektteam) einfach – ein Bild sagt hier mehr als 1.000 Zahlen.
- Nutzen Sie die Möglichkeit externer Unterstützung – und lassen Sie diese zu bis zu 50% staatlich fördern.